Erneuerbare Energien sind in aller Munde und angesichts drohender Preissteigerungen gewinnt die Eigeninitiative immer mehr an Bedeutung. Für Privathaushalte am einfachsten umzusetzen ist zweifellos die Photovoltaik. Solarpanels auf dem Dach des Eigenheims sind eine Möglichkeit, den eigenen Strombedarf günstig und sauber zumindest zu einem Teil zu decken.
Was aber, wenn das Dach nicht geeignet ist für eine große Anlage, wenn man in einer Wohnung und nicht im Einfamilienhaus lebt oder der Vermieter sich querstellt? Für diese Fälle sind kleine Solaranlagen für den Balkon, sogenannte Balkonkraftwerke, oft eine gute Alternative. Auch wenn Du keine große bauliche Veränderung an Deinem Haus möchtest und zum Beispiel nur das E-Auto mit umweltfreundlichem Solarstrom laden willst, sind die einfach am Balkongeländer zu befestigenden Solarpanels eine gute Lösung.
Inzwischen sind nach einer Information der Verbraucherzentralen in Deutschland bereits ca. 190.000 dieser Balkonkraftwerke in Betrieb. Allerdings musst Du auch hier beachten, dass der Vermieter oder die Eigentümerversammlung einverstanden ist. Seit einer Gesetzesänderung reicht für letztere auch die einfache Mehrheit.
In Bezug auf die Klimaneutralität bist Du mit so einem Balkonkraftwerk auf der sicheren Seite, denn schon nach wenigen Jahren hat die Anlage mehr Strom produziert als ihre Herstellung gekostet hat. In der Regel geht man bei den heutigen Strompreisen mit einer Amortisation nach 5 - 8 Jahren aus. Dabei ist nichtmal einberechnet, dass die Strompreise weiter steigen können.
Viele Städte und Gemeinden fördern inzwischen auch den Einbau einer Balkon-Solaranlage - erkundige Dich vorab, ob Deine Heimatstadt diese Förderung anbietet, denn in der Regel muss der Antrag auf Förderung vor der Anschaffung gestellt werden. Bei Summen von 50 bis zu 400 € je nach Stadt kann sich das schon lohnen.
Funktionsweise eines Balkonkraftwerks
Bei "Kraftwerk" denken viele an riesige Anlagen mit komplizierter Technik. Das Balkonkraftwerk ist kein Kraftwerk im Sinne einer Anlage, die Strom produziert, um diesen ins Netz einzuspeisen. Dabei handelt es sich um steckerfertige Mini-Solaranlagen, die über einen Stecker verfügen. Dieser wird in eine handelsübliche Steckdose gesteckt und schon ist der von den Solarpanels produzierte Strom im ganzen Haus oder der Wohnung verfügbar.
Vereinfacht gesagt wird in den Panels aus Sonnenlicht Strom erzeugt, der mittels eines Wechselrichters die Energie in normal nutzbaren Haushaltsstrom umwandelt. Je nach Größe des Balkonkraftwerks, den Sonnenstunden und der Ausrichtung können so bis zu 20 - 30 % des Strombedarfs gedeckt werden.
Der Strom, der so im Balkonkraftwerk produziert und in den häuslichen Stromkreis eingespeist wird, steht direkt den ebenfalls angesteckten Haushaltsgeräten zur Verfügung und wird bevorzugt verbraucht. Erst wenn der von den Solarpanels produzierte direkte Strom nicht mehr ausreicht, wird Elektrizität aus dem öffentlichen Netz bezogen.
Du brauchst nichts weiter zu machen, als den Stecker des Balkonkraftwerks in die Steckdose zu stecken. Ist der Stecker nicht eingesteckt, produzieren die Solarpanels auch keinen Strom. Einen Speicher oder eine Batterie, die überschüssigen Strom aufnehmen könnte, brauchst Du daher nicht. Die Komponenten der Mini-Solaranlage sind:
- ein oder mehrere Solarmodule, um das Sonnenlicht aufzunehmen,
- ein Wechselrichter, der den Gleichstrom aus dem Solarpanel in Haushalts-geeigneten Wechselstrom umwandelt
- die entsprechenden Kabel und Stecker zum Anschließen ans häusliche Stromnetz
- Teile für die Befestigung der Panels an Balkongeländer
- oder Ständer zum Aufstellen
- optional ein Messgerät, wenn du deinen produzierten Strom messen willst
Installation und Befestigung des Balkonkraftwerks
Hier hast Du viele Möglichkeiten, um den idealen Platz für die Solarpanels zu finden. Um das Beste aus dem Minikraftwerk herauszuholen, müssen aber einige grundlegende Dinge beachtet werden:
- sie sollte im besten Fall eine größtenteils südliche Ausrichtung haben
- keine Verschattung durch Bäume, Gebäude oder anderes
- ein Aufstellwinkel von 35 Grad ist für Deutschland ideal
Außerdem müssen die Module regelmäßig von Staub und anderen Verschmutzungen gereinigt werden, um die volle Leistung zu erhalten. Eine Staubschicht oder gar fallende Blätter beeinträchtigen die Leistung des Balkonkraftwerks wesentlich mehr als bei einer großen Fotovoltaik-Anlage.
Inbetriebnahme
Nach der sicheren Befestigung der Solarpanels an Balkonbrüstung oder Hauswand musst Du nur doch den Stecker einstecken und das Balkonkraftwerk beginnt seine Arbeit. Zu beachten ist aber, dass der Stecker direkt in eine Steckdose gesteckt wird und auf keinen Fall eine Verlängerungsschnur oder Mehrfachsteckdose genutzt werden sollte.
Meldepflicht
Rein rechtlich gesehen gelten für die Balkonkraftwerke dieselben Vorschriften wie für große Fotovoltaikanlagen; das heißt, sie müssen gemeldet (nicht genehmigt) werden. Rechtlich gilt dies nämlich als Energieerzeugungsanlage und diese müssen sowohl der Bundesnetzagentur als auch dem örtlichen Strombetreiber jeweils separat gemeldet werden. Ebenso muss der Vermieter und die Eigentümerversammlung vor der Installation zustimmen.
Vorteile eines Balkonkraftwerks
Der größte Vorteil ist ohne Zweifel, dass Du mit relativ geringem Aufwand Deinen persönlichen Beitrag zur Energiewende hin zu mehr ökologisch sinnvoll produziertem Strom leisten kannst. Der verhältnismäßig geringe Anschaffungspreis und die für handwerklich geschickte Menschen einfache Installation sind ebenfalls große Pluspunkte.
Nach der Anschaffung hast Du keine weiteren Kosten für Pflege und Wartung, sondern der eingespeiste Strom entlastet direkt Deine Stromrechnung. Bis auf gelegentliches Reinigen von Staub und Schmutz fallen keine weiteren Wartungsarbeiten an. Außerdem leistest Du direkt einen Beitrag zur Verringerung der CO₂ - Belastung, da das eingesparte CO₂ recht schnell die Menge an Kohlendioxid übersteigt, die für Transport, Verkauf und Produktion angefallen sind.
Natürlich gibt es auch ein paar Wermutstropfen: Die Leistungsfähigkeit der kleinen Module ist naturgemäß begrenzt und kann immer nur einen kleinen Teil Deines Stromverbrauchs abdecken (oft ungefähr 20 %). Solltest Du dennoch einmal mehr als Deinen Bedarf decken, wird der Überschuss zwar ins örtliche Netz eingespeist, eine Verfügung dafür steht Dir aber nicht zu. Alles in allem überwiegen die finanziellen Vorteile aber die wenigen Nachteile - und der Strom wird in Zukunft ganz sicher nicht billiger. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Nutzen für die Umwelt und das Klima, der umso höher ist, je mehr Menschen diese Möglichkeit der sauberen Stromgewinnung nutzen.
QUELLEN:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/erneuerbare-energien/steckersolar-solarstrom-vom-balkon-direkt-in-die-steckdose-44715 https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/mini-solaranlage-112.html
https://verbraucherfenster.hessen.de/umwelt-technik/energie/balkonkraftwerke-%E2%80%93-die-energiewende-zu-hause-unterst%C3%BCtzen